„Facebook Papers“: Menschenhandel und mehr …

Unzählige interne Dokumente des Social-Media-Giganten Facebook geben Einblick in die inneren Abläufe des Unternehmens. 17 US-Medien haben diese sogenannten „Facebook Papers“ ausgewertet und berichten über das Versagen Facebooks, schädliche, hetzerische oder verbrecherische Inhalte zu unterbinden. Vielfach wurden diese sogar bewusst geduldet, um das Wachstum des Unternehmens nicht zu gefährden, wie aus Berichten hervorgeht.

Dem Sender CNN liegt ein interner Facebook-Bericht vor, wonach „bei der Erkennung von Unternehmen auf der Plattform, die im Bereich der Zwangsdienstbarkeit tätig sind, immer noch Lücken bestehen“. Darin wird auch detailliert beschrieben, wie Facebook, Instagram und Co. von Menschenhändlern zur Rekrutierung sowie dem Kauf und Verkauf von Menschen genutzt worden sein soll.

Apple machte Druck, …

Erst nachdem Apple mit der Entfernung der Dienste aus dem App Store drohte, begann Facebook mit internen Nachforschungen. Dabei kämpft Facebook seit Jahren damit, gegen Inhalte vorzugehen, die mit Zwangsdienstbarkeit zu tun haben. Dabei handle es sich um „eine Form des Menschenhandels zum Zwecke der Arbeit in Privathäusern durch Anwendung von Gewalt, Betrug, Nötigung oder Täuschung“, wie es in einem der von CNN geprüften internen Facebook-Dokumente heißt. Diese Dokumente zeigen, dass das Unternehmen seit mindestens 2018 von Menschenhändlern weiß, die seine Plattformen auf diese Weise nutzen. Diese Aktivitäten erreichten im Jahr 2019 eine solche Dimension, dass Apple dem Tech-Konzern damit drohte, Facebook und Instagram aus dem eigenen App Store zu entfernen. Daraufhin begannen Facebook-Mitarbeiter in Windeseile damit, die problematischen Inhalte zu entfernen und die Richtlinien anzupassen, um die von ihnen als „potenziell schwerwiegende“ Konsequenz für das Unternehmen zu vermeiden.

…, doch die Probleme blieben weiterhin bestehen.

Während Facebook sich bemühte die Zweifel von Apple zu zerstreuen, blieben die Probleme weiterhin bestehen. In den „Facebook Papers“ wird beschrieben, wie Frauen in den Händen der Menschenhändler körperlicher und sexueller Misshandlung ausgesetzt seien, ihnen Essen und Bezahlung vorenthalten und den Frauen ihre Reisedokumente von den Unterdrückern abgenommen worden sein sollen.

Einfaches Ködern auf den Social Media Plattformen

Wie gehen Menschenhändler auf den sozialen Plattformen konkret vor? Oft nutzen sie die vorhandenen Schwachstellen der Opfer aus, suchen beispielsweise gezielt nach jungen Mädchen, die ihre sehr privaten Sorgen und Probleme posten. Das zeigt den Tätern, dass sie eher labil sind und wahrscheinlich von ihrem Umfeld wenig Halt bekommen. Allein die Tatsache, dass junge Mädchen ein öffentliches Profil haben dürfen, ist für Menschenhändler möglicherweise ein Hinweis darauf, dass die Eltern tendenziell wenig involviert sind. Eine Studie der University of Toledo liefert konkrete Beispiele, mit welchen Posts sich Kinder und Jugendliche auf Social Media angreifbar machen und wie die Täter mit ihnen in Kontakt treten. 

Jede(r) hat Schwachstellen, die ausgenützt werden

Leider vertrauen viele den Social Media Plattformen immer nochviele Dinge ihrer Privatspäre an, die sie sonst nicht einmal ihren echt guten Freunden oder Verwandten erzählen würden. Das man grundsätzlich Aussagen vermeiden sollte, die viel über das eigene Gefühlsleben preisgeben, wie etwa:

  • “Niemand versteht mich.“
  • “Ich bin es so leid, single zu sein.“
  • „Ich fühle mich hässlich, warum kann ich nicht anders aussehen.“

Die kriminellen „Sucher“ analysieren die Posts wird nach Anzeichen auf ein instabiles Elternhaus oder psychische Probleme. Die Zielgruppe sind, wie schon oben erwähnt, zumeist Mädchen oder junge Frauen.

Geschicktes Vorgehen mit leeren Versprechungen

Die vermeintlichen „virtuellen Freunde“ beginnen oft mit scheinbar harmlosen Komplimenten und schmeichelnden Worten den Fuss in die mentale Tür der Opfer zu bringen. Es wird hin-und hergeschrieben und Vertrauen aufgebaut. Bei der Loverboy-Methode, die wir zuvor schon in einem Artikel thematisierten, ist das Ziel, dass sich die Mädchen in den Menschenhändler verlieben. Letztendlich werden sie von ihrem vermeintlichen Traummann in die Irre geführt und zur Prostitution gezwungen. In anderen Fällen wird den Opfern ein lukrativer Job versprochen, und in Wirklichkeit handelt es sich um Prostitution.

Die strategische Antwort eines Täters könnte typischerweise etwa so lauten:

  • “Ich verstehe dich und weiß wie du dich gerade fühlst.”
  • “Ich finde, du bist eigentlich wunderschön. Könntest deinen Körper ruhig mehr herzeigen und brauchst ihn nicht verstecken.“
  • “Komm, vertrau mir, ich werde dein Leben besser machen.“

Oft findet auch nur der Erstkontakt auf Facebook, Instagramm und Co. statt, dann werden die Mädchen überredet, woanders zu schreiben. „Du willst doch nicht, dass deine Eltern lesen, worüber wir hier reden“ – durch geschickte Wortwahl und Manipulation werden die Opfer dazu gebracht, den Ort der Kommunikation zu einem weniger überwachten bzw. zugänglichen Sektor der Plattform zu verlagern. Diejenigen, die Kinder und Jugendliche für den Sexhandel rekrutieren möchten, bringen diese oft dazu, ein freizügiges Bild zu senden, speichern dieses und erpressen sie dann zu einem späteren Zeitpunkt damit. 

Es ist Zeit sich dagegen zu wehren

Wir können etwas dagegen tun, jeder und jede einzelne. Es ist wichtig, jungen Menschen zu vermitteln, wie gefährlich es sein kann, zu viel von seinem Privatleben in den sozialen Medien preiszugeben. Den Facebook Feed wie ein Tagebuch zu benutzen, mag sich gut anfühlen, man sucht nach Bestätigung, aufmunternden Worten oder Ratschlägen. Vielen ist nicht bewusst, dass sie sich mit sehr persönlichen Postings angreifbar machen. Celia Williams, Professorin für Sozialarbeit an der University of Toledo betont, wie wichtig es ist, Fachleute, Eltern und insbesondere Mädchen über die Vorgehensweisen von Menschenhändlern im Internet aufzuklären. Durch diese Aufklärungsarbeit könne man helfen, Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, Opfer moderner Sklaverei zu werden. Sprechen wir also mit unseren jungen Töchtern und Söhnen, Schwestern und Brüdern, Nichten und Neffen, Cousinen und Cousins über diese Thematik. Die Verantwortung liegt aber auch bei der Politik, die dafür sorgen muss, dass in Schulen verpflichtend mehr Aufklärung rund um den sicheren Umgang mit dem Internet stattfindet!

Alles hat seinen Preis

Und nicht zuletzt ist die nachhaltigste Methode gegen Facebook und Co. den Account zu löschen. Dies mag auf den ersten Blick verstören und möglicher Weise Ängste vor dem Verlust von „Freundschaften“ oder gewisser Anfeindungen darstellen. Doch es trifft Facebook am meisten, denn nur wenn sie massiv Kunden und damit Daten verlieren, verlieren sie auch Werbeeinnahmen und Daten, die sie lukrativ weiter verkaufen können. Einmal mehr sei daruf verwiesen, dass Alles seinen Preis hat, nichts ist umsonst! Facebook, Instagram und Co. verdienen Milliarden mit den Daten, Wünschen, Träumen, Problemen und Schicksalen ihrer Kunden – indirekt und direkt manchmal  auch ganz konkret an deren Leben!

Quellen: DerStandard, puls24.at, hopeforthefuture.at

 

 

Rate this post
Redaktionsteam

Bildquellen

Twitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert