Fleisch – Handel

Rinder und Schweine werden im Akkord umgebracht (oder wie man sagt, geschlachtet) und zerlegt. Danach geht es zur Filetierung und wird nett und adrett auf Kunststofftassen in Cellophan eingeschweißt, in Kisten gepackt und landet „sauber“ in den Regalen der Supermärkte.

Jene, die dies bewerkstelligen, pendeln für den Job vielfach hunderte Kilometer quer durch Europa und leben wochentags zusammengepfercht (wie ihre Opfer vor der Schlachtung) auf engstem Raum in Massenquartieren. Bezahlt wird soviel, dass sich das Lohndumping für die Unternehmen rentiert, wovon dann noch überteuerte Unterkünfte, Geld für Messer und Arbeitskluft abgezogen werden. Wobei unbezahlte Überstunden und falsche Gehaltsabrechnungen im intransparenten Netzwerk der unzähligen Subfirmen System haben. – Den Kunden freut‘s, das Schnitzel kostet im Kilo nur € 5,99.- !!!

Seit Jahren stoßen die prekären Arbeitsbedingungen der Fleischindustrie den Gewerkschaftern bitter auf. Die Regierungen blieben tatenlos, nur vereinzelt gab es kleine Zugeständnisse an die Arbeitnehmer, so etwa Mindestkriterien für die Unterkünfte. Dann kam die Corona-Krise, die den Blick auf die Branche lenkte. In den deutschen Schlachtbetrieben, die sich vieler Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien bedienen, aber auch Leiharbeiter aus Weißrussland und der Ukraine holen, häuften sich Infektionen mit Covid-19. Seither schrillen in der Politik die Alarmglocken.

Das Wort von moderner Sklaverei taucht immer wieder auf, von schockierenden und menschenverachtenden Zuständen ist die Rede, Zustände wir in fernen Ländern hierzulande. Deutschland will nun in der Fleischindustrie per Jahreswechsel Werkverträge und Leiharbeit, die zu Missbrauch verleiten, verbieten. Aber auch die Debatten über billige Lebensmittel sind neu entflammt: Vielerorts ertönt der Ruf nach Mindestpreisen, höheren Steuern und Werbeverbot für günstiges Fleisch. Doch bringen höhere Preise nicht nur noch mehr Profit und hinter den Kulissen keine Verbesserungen? – Was ist von den „Gütesiegeln“ zu halten, wofür werden sie eigentlich vergeben?

Und in Österreich? Wer profitiert hierzulande von der Ausbeutung in Deutschland? Und unter welchen Bedingungen arbeiten Osteuropäer in hiesigen Schlachthöfen? Die Antworten fallen ziemlich durchwachsen aus.

Verena Kainrath vom Standard ist der Sache nachgegangen und sich in der Branche umgehört. Ein Artikel, der zum Nachdenken über unseren Fleischkonsum, unseren Umgang mit Mensch und Tier anregen kann und soll. Interessant ist dabei, wie sich hier Mensch- und Tierhandel kreuzen und die Achtung vor dem „Nächsten“ gnadenlos dem Profit geopfert (was für ein Wort!) wird. Zustände und Nährböden der modernen Sklaverei, wie sie auch aus anderen Bereichen bekannt sind, treten zu Tage: unterschiedlichste Lohnniveaus, Perspektivlosigkeit, Überlebenskampf, Lohndumping, Abhängigkeiten und Ausbeutung, prekäre Unterkünfte, usw.

Was kann ich dagegen tun?

  • Als erstes einmal meinen Fleischkonsum reduzieren. Sind ein oder höchstens zwei Fleischgerichte pro Woche nicht genug?

  • Auf die Herkunft des Fleischproduktes achten – auch und gerade beim Wirten und im Restaurant, aber natürlich auch im Supermarkt.

  • Informationen von NGO‘s beachten und auch sog. „Gütesiegel“ immer wieder neu hinterfragen. Etwa, wer vergibt sie, was besagen sie?

Damit wäre schon ein wichtiger erster Schritt getan. Und lesen Sie den ganzen Artikel zum Thema hier –>

Der Preis des Fleisches

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