Kreuzweg gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei

„Ich hatte nicht mit einer solchen Anfrage gerechnet; zunächst war mit das sehr unbehaglich“, sagte Schwester Eugenia Bonetti im Interview mit Radio Vatikan. Der Hintergrund: Papst Franziskus hatte die Ordensfrau gebeten, die Texte der in alle Welt übertragenen „Via Crucis“ – des traditionellen Karfreitags-Kreuzweges in Rom zu verfassen. Die geborene Norditalienerin hat bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Missionarin in Kenia gelebt und leitet seit 2012 den Verband „Slaves no More“ („Nie wieder Sklaven“), der gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel kämpft.

„Aber dann ist mir allmählich klargeworden, dass das eigentlich eine große Chance wäre – nicht für mich, sondern für all die Menschen, die wir im Lauf der Jahre kennengelernt haben, denen wir beistehen konnten und deren Kreuzweg, deren Leiden wir gesehen haben. Ihre Geschichten, ihr Schmerz… . Das alles hat mir geholfen, zu sagen: Das ist die Gelegenheit, auf dieses Problem hinzuweisen und viele Menschen verstehen zu lassen, wie viel Leid wir verursacht haben und immer noch verursachen durch unsere Gleichgültigkeit.“

Schwester Eugenia wirft vor allem vielen ihrer Landsleute vor, hinter dem Migrations-Phänomen „die Menschen nicht mehr“ zu sehen. Und dabei zeigt sie anklagend nicht nur auf Politiker.

„Ich habe 24 Jahre lang in Afrika gelebt, ich bin schon eine erfahrene Missionarin… Aber die schlimmsten und erniedrigendsten Bilder habe ich in meinem eigenen Land gesehen, einem Land, das man christlich und katholisch nennt. Einem Land, dem es finanziell gar nicht so schlecht geht, das aber in menschlicher Hinsicht große Mängel aufweist. So viele denken nur an sich selbst und an ihre eigene Karriere. Aber wir machen unser Herz leer, wenn wir für diese armen Menschen (die zu uns kommen) kein Erbarmen und keine Aufnahmebereitschaft spüren. Wir dürfen doch nicht das Leiden anderer Menschen vergrößern, nur damit wir selbst alles haben, was wir wollen! Es ist wirklich, wie es der Papst nennt, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Darum müssen wir laut aufschreien, auch in der Form dieser Kreuzweg-Stationen! Damit wir besser verstehen, wie Christus heute noch leidet.“

Schwester Eugenia will am Karfreitag die Gunst der Stunde nutzen, um durch ihre Kreuzweg-Texte an die Gewissen der Mitbetenden und der Fernsehzuschauer in vielen Teilen der Welt zu rühren. Der Kreuzweg Jesu ist für sie keineswegs etwas, was der Vergangenheit angehört. Er findet mitten unter uns, in unserer heutigen Gesellschaft statt – und findet leider viel zu wenig Beachtung, weil viele einfach Augen und Ohren verschließen – oder ganz einfach wegschauen.

Quelle: Radio Vatikan

Der Kreuzweg kann im Fernsehen mitverfolgt werden:

Freitag 19.4.2019 auf dem Sender „BR“ von 21:10 – 22:35 bzw. 21:15 – 22:30 auf „K-TV“

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