Menschenhandel in der EU

Menschenhandel in der EU

Menschenhandel – das Wort erinnert an den transatlantischen Sklavenhandel aus vergangenen Tagen des Kolonialismus. Fakt ist allerdings, dass dieses grausame Geschäft mit der Handelsware Mensch boomt. Seit Mitte der neunziger Jahre hat sich der weltweite Menschenhandel mehr als vervierfacht. Menschenhandel ist ein industrialisiertes Verbrechen, eine allzu oft übersehene Tragödie, die heute jeden Kontinent und beinahe alle Länder dieser Erde betrifft. Die UNODC schätzt, dass mehr als 12 Millionen Menschen jährlich Opfer von Menschenhändlern werden. Ob Arbeits- oder Sexsklaven, Menschen zur Organentnahme, zur Heirat oder Adoption – wer zahlt, dem wird auch geliefert. Dies verwundert kaum, wo doch die Täter durch dieses Verbrechen Gewinne in Milliardenhöhe einnehmen. Der globale Jahresumsatz wird von den ILO auf 32 Milliarden US $ (!) geschätzt. Alleine in der EU sollen jährlich etwa 10 Milliarden Euro durch Menschenhandel verdient werden.
Die Zahl der Opfer steigt 
Laut einem offiziellen EU Bericht steigt die Zahl der Opfer von Menschenhandel, während die der verurteilten Täter zurückgeht. Im Zeitraum von 2008 bis 2010 gab es 23.632 ermittelte oder mutmaßliche Opfer des Menschenhandels in den Ländern der Europäischen Union. Diese erschreckende Zahl macht besonders deutlich, wie stark auch die EU von diesem Verbrechen betroffen ist. Laut besagtem Bericht stieg die Zahl der Opfer innerhalb der EU von 2008 bis 2010 damit sogar um 18%. Gleichzeitig gab es einen Rückgang von Verurteilungen um 13%. „Es ist schwer vorstellbar, dass in unserer freien und demokratischen EU zehntausende Menschen ihrer Freiheit beraubt, ausgebeutet und wie Waren zu Profitzwecken gehandelt werden können. Aber es ist die traurige Wahrheit. Der Menschenhandel gehört zum Alltag und rückt uns näher als wir denken“, sagte Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres.


Täter werden nur selten gefasst und verurteilt

Der Eurostat-Bericht für die Jahre 2008, 2009 und 2010 inkludiert Daten aus allen 27 EU Mitgliedstaaten. Diese Analyse liefert weitere Details, wie etwa dass 68% der Opfer Frauen waren. Bei den meisten Opfern in den drei Referenzjahren erfolgte der Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, nämlich bei 62%, gefolgt von Menschenhandel zum Zweck der Zwangsarbeit mit 25%. 61 Prozent der Opfer kamen aus EU-Ländern, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, Afrika und Südamerika sind die weiteren Hauptgebiete deren Herkunft. Alleine im Jahr 2010 wurden in der EU gesamt 9.528 identifizierte und potentielle Opfer erfasst. Diese Zahl ist enorm, denn man muss gleichzeitig von einer viel größeren Dunkelziffer ausgehen. Die Mehrheit der Opfer arbeitet im Verborgenen und meidet aus verschiedenen Gründen den Kontakt zur Polizei – zu groß ist die Angst vor ihren Peinigern. Die Betroffenen werden überwacht, bedroht, misshandelt und ausgebeutet, während man gleichzeitig damit droht der Familie im Herkunftsland etwas anzutun, sofern die Opfer versuchen würden, ihrem Martyrium zu entfliehen. Dies geschieht tagtäglich, nicht nur in Manila oder Bangkok, sondern auch hier bei uns, in Wien, München, Amsterdam oder London. Täter und Täterinnen werden leider viel zu selten gefasst und selbst im Falle müssen sie bis dato keine allzu hohen Strafen fürchten.

Korosec Lukas, Projektreferent SDS

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