UNDOC: Sklaverei als Strategie

Fehlende Rechtsstaatlichkeit und verheißungsvolle Versprechen, diese Kombination macht Zivilpersonen in Konfliktgebieten besonders verwundbar. Die damit verbundene Angst nutzen bewaffnete Gruppen und setzen Menschenhandel als Strategie für ihre Ziele ein → etwa zur Finanzierung ihrer Aktivitäten oder der Stärkung der eigenen Reihen. Diese Erkenntnis lässt sich aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (Unodc) ableiten. „Der Menschenhandel in bewaffneten Konflikten hat schreckliche Ausmaße angenommen – Kindersoldaten, Zwangsarbeit und sexuelle Sklaverei“, sagt Unodc-Chef Juri Fedotow. Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Nadia Murad wertet er als ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen den Menschenhandel. Die Jesidin aus dem Irak sei durch das öffentliche Sprechen über „ihre Versklavung und Vergewaltigung durch Terroristen des Islamischen Staats eine führende Stimme der Aufdeckung dieser abscheulichen Verbrechen“ gewesen.

Frauen sind von sexueller Ausbeutung, Männer von Zwangsarbeit betroffen

Mädchen und Frauen machen dem Bericht zufolge weltweit rund 70 Prozent der im Jahr 2016 dokumentierten Fälle von Menschenhandel mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung aus: In Kriegs- und Krisengebieten wie etwa in Subsahara-Afrika oder im Nahen Osten halten sich bewaffnete Gruppen Mädchen und Frauen als Sexsklavinnen, um etwa neue Kämpfer zu rekrutieren oder ihre Soldaten für ihren Einsatz zu belohnen. Fälle von Entführungen mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung sowie Zwangsehen seien in zentral- und westafrikanischen Ländern sowie im Nahen Osten gemeldet worden. Das Rekrutieren von Kindersoldaten ist ebenfalls in zentralafrikanischen Ländern und im Nahen Osten sowie in Teilen Asiens „ausführlich“ dokumentiert, heißt es in dem UN-Bericht. Bewaffnete Gruppen würden Kinder und Erwachsene auch im Bergbau und anderen Rohstoffindustrien als Sklaven ausbeuten. Oftmals auch um einfach Angst in der Bevölkerung zu schüren. Männliche Betroffene machen dem Bericht zufolge 66 Prozent der dokumentierten Fälle von Menschenhandel mit dem Ziel der Zwangsarbeit aus.

Häufigstes Motiv: Sexuelle Sklaverei

Die Angst der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten bereitet auch Schleppern ein gutes Geschäft, etwa mit der Flucht aus Syrien und dem Irak. Auf fast jeder Fluchtroute drohe den Migranten der Weg in die Sklaverei. Der UN-Bericht nennt als Beispiel die Flüchtlingslager in Libyen, die teilweise von Milizen kontrolliert werden. Sexuelle Ausbeutung bleibt mit 59 Prozent der im Jahr 2016 weltweit 254.000 dokumentierten Fällen das Hauptmotiv für den Menschenhandel. Der Anteil des Motivs Zwangsarbeit beläuft sich auf 34 Prozent. Der „Global Report on Trafficking in Person“ stützt sich auf Informationen aus 142 Staaten, die mehr als 94 Prozent der Weltbevölkerung beheimaten. Die Daten stammen aus dem Jahr 2016.

Das Außenministerium warnt davor, sich „blenden“ zu lassen

Für Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) ist der Kampf gegen Menschenhandel „eine wesentliche Voraussetzung zur Eindämmung der irregulären Migration“, wie sie in einer Aussendung schreibt. Sie warnte davor, sich von den ansteigenden Zahlen identifizierter Opfer und Täter nicht „blenden“ zu lassen. „Ein großer Teil der Täter“ komme nach wie vor straffrei davon, mahnte die Außenministerin, und betonte: „Mit der Ausbeutung anderer Menschen Geld zu verdienen ist immer noch viel zu einfach.“ Auch Österreich gehört laut Kneissl „durch seine Lage im Zentrum Europas von Menschenhandel“ zu den Transit- und Zielländern. Seit 2004 koordiniere eine eigens von der Bundesregierung eingerichtete Task Force die nationalen Maßnahmen im Kampf gegen das Verbrechen.

Solange sich jedoch die Zustände in den Herkunftsländern nicht dahingehend verbessern, dass die Menschen dort wieder einen Ort zum Leben erkennen, wird sich an der derzeitigen Situation nur wenig ändern.

Quellen: APA, derstandard.at 7.1.2019

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