Vatikan: Zwischen Menschenhandel und Illegalität unterscheiden

Das gegenwärtige Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer zeigt vor allem eines:
Europa hat ein Menschenhandels-Problem.

Das wurde bei der Pressekonferenz der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan an diesem Dienstag betont. Die Akademie, die in den letzten Tagen ihre Vollversammlung durchgeführt hat, kündigt ein Vatikandokument zum Thema Menschenhandel an. Darin werde unterstrichen, dass Flüchtlinge „nicht mit sogenannten illegalen Migranten“ in Verbindung gebracht werden dürften. Dies sei gerade in Europa
„aus politischen Gründen“ wichtig, da es Kräfte und Parteien gebe, die die
Mittelmeerflüchtlinge als die „üblichen Wirtschaftsmigranten“ einstuften.

Der italienische Professor Pierpaolo Donati ist Mitglied im Vorstand der
Päpstlichen Akademie und erläutert dazu: „Erstens müssen wir klar sagen,
dass jene Bootsflüchtlinge, die zu uns kommen, alle um Asyl bitten und nicht
wegen einer bloßen Aufenthaltsbewilligung hierher kommen. Und zweitens
müssen wir auch festhalten, dass Flüchtlinge an sich keine Sklaven sind,
sondern dass sie erst, nachdem sie hier bei uns ankommen, von kriminellen
Organisationen zu Sklaven werden können. Jene, die wir illegale Migranten
nennen, kommen auf andere Weise zu uns und sind einzig von der Armut
getrieben. Diese Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten ist
deswegen sehr wichtig, weil man die einen (die Flüchtlinge nämlich) nicht
ausweisen kann.“ Die Akademie werde in ihrem Schreiben, das in den kommenden
Tagen veröffentlicht werden soll, auch für Migranten, bei denen eine
Ausweisung rechtlich möglich wäre, nur eine freiwillige Rückführung
empfehlen.

In dem Vatikan-Dokument der Akademie werde auch vorgeschlagen, dass
Schlepper und Schleuser systematischer verfolgt und härter bestraft werden
sollten. Das unterstrich die Präsidentin der Päpstlichen Akademie für
Sozialwissenschaften, Margaret Archer, bei der Presskonferenz im Vatikan.
Weitere Vorschläge sehen einen Boykott von Produkten vor, die durch
Zwangsarbeit entstanden sind. Die Päpstliche Akademie für
Sozialwissenschaften schlug auch die Gründung einer internationalen Agentur
zur Bekämpfung von Menschenhandel vor. Am Montag veranstaltet die Akademie
im Übrigen eine internationale Konferenz in Rom über den Menschenhandel mit
Kindern, zu der auch die schwedische Königin Silvia erwartet wird.

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