Eigentlich wurde die Leibeigenschaft in Österreich 1781/82 durch Josef II. aufgelöst, doch kommen solche Fälle auch heute immer wieder vor, wie ein aktueller Fall bestätigt. Denn ein in Wien tätiger Diplomat aus der Region Nahost soll mit seiner Frau zwei für den Haushalt angestellte Mädchen wie Leibeigene gehalten haben. Dieser Fall von „moderner“ Sklaverei wurde vom Außenministerium gegenüber der APA bestätigt. Die beiden Frauen mussten laut den Vorwürfen nicht nur viel mehr arbeiten als ausgemacht – nämlich rund um die Uhr. Darüber hinaus habe es auch kaum Ruhepausen gegeben, was zu körperlicher und seelischer Erschöpfung geführt haben soll. Zusätzlich seien sie permanenten „aggressiven Erniedrigungen“ ausgesetzt gewesen. Das habe eine weitere Bedienstete dann nicht mehr ausgehalten und einen Selbstmordversuch verübt.
Den Medien wurde ein anonymes dreiseitiges Schreiben mit detaillierten Beschreibungen der angeblichen Zustände in der diplomatische Residenz zugespielt. Demnach wurde den Mitarbeitern auch „jeglicher Respekt gegenüber der Privatsphäre und Integrität eines Menschen“ verweigert. Obwohl in dem Haus genügend Platz vorhanden gewesen wäre, hätten sie sich ein Bett teilen müssen. Überstunden, die sie über ein Jahr lang ansammelten, sowie die Nachtdienste seien nie bezahlt worden. Für Flugtickets, etwa um die Familie im Urlaub zu begleiten, mussten sie selbst aufkommen,der Betrag wurde nie rückerstattet.
Jedes Jahr werden Fälle von Ausbeutung in Haushalten von Diplomaten bekannt. Dabei sprechen Experten von durchschnittlich fünf Fällen pro Jahr. „Es gibt hierzulande prinzipiell ein Bewusstsein darüber, dass es in dem Bereich Ausbeutung gibt“, sagt Evelyn Probst, Leiterin von LEFÖ. Regelmäßig finden etwa gemeinsame Info-Veranstaltungen mit Außenministerium und Bundeskriminalamt statt, wo Hausangestellte von Diplomaten über ihre Rechte aufgeklärt werden. Immer wieder komme es laut Probst vor, dass sich Betroffene nach so einer Informations-Veranstaltung an LEFÖ wenden. Um Missbrauch vorzubeugen, müssen Hausangestellte beim Ministerium angemeldet werden. Die Angestellten müssen außerdem ein Bankkonto bei einer österreichischen Bank eröffnen. Der Arbeitgeber muss die Überweisung des Gehalts mittels Kontoauszugs nachweisen. Die sogenannte „graue Legitimationskarte“, die auch zum Aufenthalt in Österreich berechtigt und ein Jahr gültig ist, muss ebenfalls persönlich abgeholt werden. Anlässlich der Verlängerung der Legitimationskarten werden die Angestellten in Hinblick auf allfällige Probleme durch Beamte interviewt. 105 solcher Karten für Hausangestellte sind derzeit laut Außenministerium ausgestellt. Davon sind etwa 75 Prozent Frauen und davon 50 Prozent aus den Philippinen. Treten Probleme auf, bestehen die häufigsten „Uneinigkeiten“ laut Ministerium über die Lohnhöhe, insbesondere in Hinsicht auf Überstunden.
Eine Doku aus dem Jahr 2017 zeigt die Verhältnisse phillipinischer Frauen auf und geht auch den Organisationen nach, die diese Frauen vermitteln.
Einmal mehr zeigt sich, dass das Grundübel die Armut und die Perspektivenlosigkeit im eigenen Land ist, die es den Menschenhändlerorganisationen erst ermöglicht so lukrative Geschäfte zu machen. Und diese Arten der modernen Sklaverei finden auch in unserem Land und in ganz Europa statt.
Quellen: APA, Der Standard, Kronen-Zeitung, ORF